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Ein Jahr in Whistler: "Skifahren wie in einer anderen Welt"

Ein ganzes Jahr in den Bergen von Whistler – für Lukas Lansche aus der Nähe von Stuttgart ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Im Interview verrät uns der 24-Jährige, was das Besondere am Skifahren in Whistler ist, warum die Nordamerikaner bei Neuschnee schon zwei Stunden vor Liftöffnung am Eingang sind und ob er die hohen Skipasspreise für gerechtfertigt hält.

Warum hast du dich für Whistler entschieden?

Lukas: Ich war bereits vor vier Jahren nach meinem Abitur in Whistler für eine Wintersaison und habe mich sofort in den Ort verliebt, die Leute die Natur und das Skifahren dort sind wie von einer anderen Welt. Man kann es eigentlich mit nichts in den Alpen vergleichen, da die Natur dort einfach "unendlich" ist. Das merkte ich schon bei meiner ersten Schneemobiltour. Die Berge und die Natur sind einfach endlos. Wir sind ca. 100km in eine Richtung gefahren und haben dabei keine Anzeichen von Menschen gesehen – keine Straße, keine Häuser, nichts. Das liegt daran, dass die Region nördlich von Whistler eigentlich nicht besiedelt ist.

Ich bin nach der Wintersaison dann schweren Herzens wieder nach Deutschland, um hier meinen Bachelor zu machen. Allerdings hat mich dann vor einem Jahr als ich mit meinem Bachelor fertig war in Deutschland nichts mehr gehalten und ich bin wieder nach Whistler. Dieses Mal kaufte ich mir sogar ein Skidoo, um die Berge noch besser erkunden zu können.

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Die Highlights in deinem Auslandsjahr?

Lukas: Meine Highlights dort waren auf jeden Fall Skidoo fahren, Powder Skifahren und meinen ersten Backflip gelandet zu haben. Aber auch im Sommer gab es Highlights wie meine erste Saison auf dem Downhill-Bike und damit den größten Sprung (Crabapple) gestanden zu haben. Genial war es aber auch die Rockies und Alaska gesehen zu haben. Jetzt bin ich leider wieder daheim in Deutschland, um meinen Master zu machen. Danach werde ich aber sehr wahrscheinlich wieder nach Whistler gehen.

Der größte Unterschied zwischen Skifahren in Whistler und den Alpen?

Lukas ist immer auf der Suche nach dem perfekten Tiefschnee.
Lukas ist immer auf der Suche nach dem perfekten Tiefschnee. © Lukas Lansche

Lukas: Das Skifahren in Kanada oder allgemein in Amerika unterscheidet sich sehr vom Skifahren in den Alpen. Während in den Alpen mehr Wert auf das Pistenskifahren gelegt wird, fährt in Nordamerika eigentlich jeder abseits der Piste. Allerdings sind die Skigebiete dort auch anders definiert: In Whistler unterscheidet man zwischen in Bound und out Bound. Bei uns in den Alpen eher zwischen Piste und Skiroute  – wobei ja mittlerweile auch mehr Freeride Zonen eingerichtet sind. Somit werden in Whistler nur blaue Pisten präpariert, die schwarzen Pisten sind immer unpräpariert.

In Whistler ist die ganze Community von Jung bis Alt scharf darauf Tiefschnee zu fahren, deshalb muss man an einem Tiefschneetag eigentlich schon zwei Stunden vor Liftstart anstehen, um noch unverspurte Abfahrten zu finden. Allerdings ist bis mittags dann leider meistens schon jeglicher Tiefschnee abgefahren.

>> Zum Pistenplan von Whistler Blackcomb

Warum ist Whistler dein Lieblingsskigebiet?

Lukas: Whistler ist für mich die Nr. 1, da es einfach so viele Möglichkeiten in und auch außerhalb des Skigebiets gibt. Es gibt für gute Skifahrer ein sehr großes Angebot an Freeridezonen, aber auch für Anfänger hat es geeignete Pisten. Will man Skitouren gehen, so kann man vom Skigebiet sich in die Berge und Gletscher dahinter aufmachen, dort findet man auch Hütten in denen man übernachten kann.

Der Fun-Park ist auf die beiden Berge Blackcomb und Whistler aufgeteilt. In Whistler befindet sich der Beginner Fun-Park und auf Blackcomb der Park für die Profis mit der XL-Jump Line wo auch das Kanadische Freestyle Nationalteam zum Trainieren hingeht. Die Community in Whistler ist einzigartig und findet man so nirgends anders auf der Welt, da jeder die gleiche Leidenschaft hat und alles tut, um Skifahren zu können.

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Fährst du lieber auf oder abseits der Piste?

Im freien Gelände fährt der 24-Jährige immer mit Lawinenausrüstung.
Im freien Gelände fährt der 24-Jährige immer mit Lawinenausrüstung. © Lukas Lansche

Lukas: Ich selber bin hauptsächlich neben der Piste unterwegs und immer auf der Suche nach dem perfekten Tiefschnee. Mir macht es Spaß meine Grenzen mit immer höheren Sprüngen über Felsen zu testen. Zurzeit übe ich viele neue Tricks in der Freestyle Akademie in Stuttgart, die ich auch bald im Funpark ausprobieren will. Mein Ziel für dieses Jahr ist an einer der Freeride World Tour Qualifier teilzunehmen und dabei auch gut abzuschneiden.

Ich bin immer mit meinen Freunden Skifahren, da es alleine einfach viel weniger Spaß macht. Des Weiteren fühle ich mich in Gruppen sicherer im Hinblick auf Lawinen, ist es gut zu wissen, dass Leute da sind die einem im Ernstfall schnell helfen können. Aus diesem Grund haben meine Kumpels und ich immer unsere Lawinenausrüstung dabei.

Sind die hohen Skipasspreise gerechtfertigt?

Lukas: Für Naturliebhaber und Outdoor-Enthusiasten ist Whistler und die Region ein Paradies. Allerdings finde ich keine wirkliche Rechtfertigung für die hohen Liftpreise. Klar, die Liftinstanthaltungskosten sind schon ein bisschen höher in Kanada, aber warum die Preise so hoch sind verstehe ich nicht. Es liegt halt auch daran, dass Whistler für Urlauber eher ein Skigebiet für wohlhabendere Leute ist. Aber bis zu 165 Dollar (ca. 110 Euro) für ein Tag Skifahren ist für mich zu teuer. Es hat sich für mich gelohnt, da ich einen Jahrespass hatte und der umgerechnet um die 800 Euro gekostet hat, was man ja auch hier in den Alpen teilweise für Verbunds-Saisonpässe zahlt.

Aber halt gerade an Powder Tagen wartet man an den Liften gerne mal ne halbe Stunde oder länger, weil die dort einfach powderverrückt sind. Dass kommt mir hier in den Alpen zugute, da noch nicht so viele Leute abseits der Piste fahren und mehr Tiefschnee für mich bleibt. Es lohnt sich jedoch trotzdem die teuren Preise zu zahlen, da jeder einfach mal dort Ski gefahren sein muss. Wer allerdings mal im Champagne Powder fahren will, muss eher in die Rockies zum Skifahren gehen, da es dort deutlich kälter als in Whistler wird.

>> Aktuelle Skipasspreise von Whistler Blackcomb

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Dein Eindruck von den Kanadiern?

Lukas: Die Kanadier sind – wie auch die Klischees sagen – sehr sehr freundlich und hilfsbereit. In Whistler selbst trifft man allerdings fast mehr Australier wie Kanadier, die dort ihre Work and Travel Zeit verbringen. Aber allgemein sind in Whistler sehr viele Weltenbummler anzutreffen, die für eine Saison oder wie ich ein Jahr dort leben. Die Community ist daher ganz einzigartig und besteht aus sehr vielen jungen Leuten die alle das gleiche Interesse verfolgen: in der Natur zu sein und Spaß zu haben.

Gerade an Feiertagen wie Australia Day und dem St. Patricks Day befindet sich Whistler im Ausnahmezustand. Jeder der für diese Tage frei bekommen hat, ist schon auf dem Berg am Feiern und später dann in einen der vielzähligen Bars und Clubs wieder zu finden. Ja, feiern können die "locals" von Whistler auf jeden Fall. Neben dem feiern in den Clubs steigen auch sehr viele Hauspartys. Ein kleines Problem besteht allerdings, es gibt zu viele Jobs und zu wenig Wohnungen in Whistler. Deshalb kann es gerade in der Hochsaison im Winter gut sein, dass man sich sein Zimmer mit mehreren Leuten teilen muss.

Video vom Jahr in Whistler

In einem tollen Video hat Lukas sein Jahr in Whistler mit Bildern festgehalten. Gedreht hat er mit seiner GoPro und einer DJI Mavic Pro Drohne.

>> Mehr Infos zum Skigebiet in Whistler Blackcomb

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Als Redakteurin bei Skigebiete-Test habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht: Seit 2016 bin ich leitend für den Content auf Deutschlands größtem Wintersportportal zuständig. Die Berge faszinieren mich seit jeher und auf Skiern stand ich zum ersten Mal im Kindergarten. Falls ihr Fragen oder Anregungen zu Skigebiete-Test oder unserem Sommerportal TouriSpo habt, könnt ihr mich jederzeit... Mehr erfahren
aktualisiert am 14 May 2019

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